Nun geht’s auf nach Alaska. Hier steht zuerst die USA Grenze an, die ich bei dieser Reise erstmalig mit meinem Fahrzeug überquere muss. Also gehe ich die Vorräte und den Kühlschrank durch. Was muss ich an der Grenze abgeben? Am Sontag Nachmittag komme ich an die Grenzstation – eine rote Ampel, weiterfahrt erst bei grün. Dann kommt auch schon eine Beamtin aus dem Häuschen und ich soll nicht an der Haltelinie stehen, sondern noch 10 m weiter fahren. Dann die Frage nach Waffen und Feuerholz. Beides verneine ich und frage nach dem Bärenspray – der ist ok. Bei der Einreise hatte ein junges Pärchen Pfefferspray dabei – den mussten sie abgeben. Dann noch ein Bild von mir, die Fingerabdrücke einscannen und dann ein paar Fragen zum Reiseziel und wie lange ich in Alaska bleiben möchten, Dann bekomme ich einen betont großen Stempel in meinen Reisepass – perfekt das war alles. Nach der Grenze gibt es erstmal eine perfekte Straße – ohne Schlaglöcher. Gleich auf den ersten km habe ich dann einen Elch vor mir. Irgendwie hat er keine Ahnung wohin er möchte – erst von links nach rechts und dann wieder zurück. Das hat zumindest den Vorteil, dass ich ein paar perfekte Bilder habe.
Die Freude über die perfekte Straße währt nicht lange – schon wieder Gravel road vom feinsten.
Nach einigen Kilometern suche ich mir einen Stellplatz für die Nacht. Am nächsten Tag geht es dann nach Tok – die erste Stadt in Alaska. Hier halte ich zuerst an einer Tankstelle – jetzt ist die Maßeinheit Gallonen. Ich muss aber nicht mehr rechnen, da für die Kreditkarte keine Betragsvorgabe mehr notwendig ist. Die Gallone kostet nun ca 4$. Danach besuche ich den einzigen Supermarkt und kaufe Milch und Brot. Dann geht es weiter. Der Highway erfordert wieder die gesamte Aufmerksamkeit. Immer wieder gibt es Schlaglöcher und Querrillen. Letztere werden einfach mit einem Schild BUMP angezeigt. Mit voller Geschwindigkeit sind diese Querrillen eine echte Sprungschanze. Die Landschaft änderst sich immer wieder – aber grundsätzlich bleibt die Fläche von Seen und Flüssen durchzogen. Alles ist grün, so dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, dass es hier vor einigen Wochen noch mehrere Meter Schnee und Temperaturen von deutlichen Minusgraden gab. Lediglich manche Fahrzeuge – wie Kettenfahrzeuge und gewaltige Räumschilder lassen mich die Schneemengen erahnen.
Nach einigen Stunden Fahrt schlage ich auch einem Kiesgelände neben dem Highway mein Nachtlager auf. Am nächsten Tag geht es bis nach Anchorage. Auch auf dieser Fahrt gibt es immer wieder etwas neues zu entdecken. Immer wieder laden ausgeschilderte Haltebuchten am Highway zu einem Fotostopp ein. Auch hier sehe ich bereits weitere Gletscher und eine atemberaubende Landschaft.
In Anchorage kaufe ich ein paar Lebensmittel und fülle den Tank – hier ist erstmalig Diesel preiswerter als Benzin. Nach einer ruhigen Nacht etwas außerhalb der Stadt neben einer Herde Bisons fahre ich weiter.
In Seward angekommen besuche ich den Exit Glacier. Dieses ist der am besten zugängliche Gletscher im Kenai Fjords Nationalpark. Auf einem kurzen Trail kommt man dem Gletscher recht nahe. Der Fluss wir ausschließlich vom Gletscher gespeist, was ich mir kaum vorstellen kann.
Danach fahre ich nach Seward, beziehe meinen Stellplatz auf dem gemeindeeignen Platz und schaue mir den Ort an. Der Hafen ist schon höchst beeindruckend, zwar klein, aber doch viele Jachten. Ich gehe davon aus, dass er wohl nur in den Sommermonaten genutzt werden kann.
Am Mittwoch geht’s dann zur großen Fjord Fahrt. Ab 08:30 ist Check-In. Ich komme so gegen 8:40 zum Hotel und es stehen bereits mehrere Personen vor dem Tresen. Aber es geht sehr schnell, es werden nachmals die Daten verglichen und dann geht es zum Schiff.
Pünktlich um 09:30 legt der Katamaran mit ca 80 bis 100 Fahrgästen ab. Der Kapitän hält uns perfekt auf dem laufenden, findet er sichtbare Lebewesen, dann unterbricht er die Fahrt, schaltet sogar die Maschinen aus und dafür das Unterwassermikrofon ein. Die Küstenlandschaft ist wieder einmal höchst beeindrucken, teilweise liegt sie mystisch unter einer Wolkendecke und dann wieder ist sie in warmes Sonnenlicht gehüllt. Die Hänge leuchten in einem saftigen grün, Immer wieder kommt mir der Vergleich mit dem Spielfilm Jurassic Park in den Sinn.
Da das Boot relativ nahe am Ufer fährt, sehen wir einen Weißkopfseeadler und eine Kormoran, der souverän durch die Brandung schwimmt,
Plötzlich sind wir von einem Schwarm Schwertwale umgeben. Diese verhalten sich ähnlich wie Delphine und schwimmen eine kurze Zeit mit unserem Boot um die Wette. Gleichzeitig sehen wir auch Papageientaucher
Dann sind wir in einer Bucht inmitten mehrere Wale. Sie halten einen guten Abstand zu unserem Boot und zeigen sich nur knapp über der Wasseroberfläche. Auch die Atemgeräusche sind eine ganz neue Erfahrung und bleiben im Gedächtnis.
Als nächstes schwimmt eine Seeotter- Familie in Rückenlage neben uns und lässt sich nicht stören.
Nun geht die Fahrt zum Northwestern Glacier. Der Gletscher kalbt immer wieder – bis wir das mitbekommen, sind die Eisbrocken auch schon im Wasser verschwunden. Auf einer Eisscholle liegen faul drei Seelöwen.
Weiter geht die Fahrt zum Aialik Glacier. Die beiden Schiffe vor dem Gletscher, lassen die Dimensionen besser abschätzen.
Zum Abschluss finden wir noch einen Schwarm Orca’s
Wohlbehalten, müde und voller neuer Eindrücke sind wir pünktlich wieder im Hafen von Seward eingelaufen.
Am nächsten Tag geht’s langsam wieder zurück. Ich übernachte auf einem Wanderparkplatz oberhalb des Highways und kümmere mich um die Software und den Block. Der Blick aus dem Fenster gegen 22:30 – Sonnenuntergang ca 23:30 und Aufgang gegen 04:30.
Nachdem das Wetter sich von der besten Seite zeigt, ist eine Wanderung angesagt; ich zu Fuß, andere fahren den Weg mit einem geländegängigen Buggy.
Bis zur Ortschaft TOK kenne ich den Weg von der Herfahrt, zum Zielort Whitehorse fahre ich nun die südliche Route – den Alaska Highway. Die beiden Grenzstationen USA und Kanada liegen ungefähr 30 km auseinander – es findet lediglich eine unspektakuläre Einreise nach Kanada statt. Zur Übernachtung habe ich einen schönen Stellplatz am Kluane Lake gefunden – hoffentlich steigt der Pegel nicht über Nacht, werden sicherlich einige bei diesem Bild denken.
Auf der Weiterfahrt sehe ich einen eigenartigen Nebel vor mir, stelle dann fest, dass es sich um die Sanddüne bei Carcross handelt. Diese ist rund zweieinhalb Quadratkilometer groß und wird auch als die kleinste Wüste der Welt bezeichnet. Heute pfeift der Wind und trägt den Sand über die Straße.
Nach Haines Junction fallen mir die Erdhörnchen auf. Nicht nur auf dem Rastplatz treiben sie ihr Spiel, nein auch auf dem Highway stehen sie mitten auf der Fahrbahn. Nachdem ich ja kein Massaker anrichten will, muss ich aufpassen und immer wieder abbremsen. Einer blieb unbeirrt zwischen meiner Fahrspur – wahrscheinlich eine Mutprobe.
In Whitehorse schaue ich mir den Ort an und lasse den fälligen Ölwechsel bei einer von mehreren Firmen, die nur diese Aufgabe bearbeiten, durchführen. Das ist eine neue Erfahrung – ohne Terminvereinbarung, Tor auf, reinfahren, ein Mitarbeiter unterm Auto lässt das Öl ab, ein weiterer Mitarbeiter wechselt von oben der den Filter (den ich dabei habe), füllt Wasser in die Scheibenwaschanlage und dann das Öl. Alles extrem sauber und schnell, erinnert mich an McDonalds Autoschalter. Dann zahlen und raus – keine 15 Minuten …
Von Whitehorse geht es auf dem Alaska Highway bis nach Watson Lake. Das Landschaftsbild kann sich nach jeder Kurve wechseln, aber immer wieder sind Flüsse und Seen Bestandteil.
Immer wieder sehe ich Schwarzbären neben der Fahrbahn. teileweise auch auf dem Highway. Mit der Zeit bekommt ich ein anderes Verhältnis zu diesem Tieren und sehe sie nicht so, wie uns die Presse in Europa einzelne Fälle vor Augen führt. Sobald sie uns bemerken, suchen sie das Weite.
In Watson Lake fülle ich nochmals meine Wasservorräte und treffe einige Reisende am „Sign Post Forest“. Dieser Schilderwalt wurde 1942 von einem heimwehkranken Soldaten begonnen, heute sind hier ca 90.000 Schilder vereint.
Danach fahre ich zum Startpunkt des Highways 37. Diese Verbindung endet in Prince Rupert am Pazifik.
Bis Meziadin Junction fahre ich durch eine höchst beeindruckende Landschaft, abwechselnd Wald, Flüsse, Bergseen und Schotterstraßen.
Ab hier geht es nach Stewart, der aber nur der Durchgangsort für Hyder (USA, Alaska) ist. Die Grenze bei der Einreise ist eigentlich nicht vorhanden. Hier in Alaska habe ich mir Eintrittskarten für den Fish Creek besorgt. Hier sollte man Bären beim Lachse fischen beobachten könne, Leider blieben Lachse und Bären an 2 Tagen aus, aber auch so war diese Ort sehr beeindruckend. Ich konnte einem Biber bei Bau seiner Burg zusehen.
Von diesem Ort führt ein gravel road zum Salmon Gletscher. Die sich dabei bietende Blicke haben dann die fehlenden Bären mehr als aufgewertet.
Inmitten dieser Kulisse habe ich ruhigen und einsamen Übernachtungsplatz gefunden.
Bei der Rückfahrt war die kanadische Grenze besetzt und ich musste einige Fragen nach woher und wohin beantworten, obwohl es für diese Gegend die einzige Verbindungsstrasse ist. Jetzt führt mich mein Weg weiter zum Pazifik, zuvor hatte ich noch ein paar interessante Gespräche mit Lokals. Entweder ist es das Fahrzeug oder das Kennzeichen, welches ein Interesse weckt. Vergleichbare Gesprächspartner in Deutschland hatte ich bisher nicht getroffen.
Bis zur Abfahrt der Fähre nach Vancouver Island nutze ich diese Zeit für die Besichtigung eine historische „Cannery“. Früher war das Eindosen eine Fischfangs die einzige Möglichkeit um die Produkte über einen längeren Zeitraum zu lagern, bzw zu versenden. Hierzu sind an der Pazifikküste mehrere Fabriken entstanden, die einen direkten Zugang zu den Fischerbooten und zur Eisenbahn hatten. Die Anlagen standen auf Stelzen im Uferbereich, die Mitarbeiter hatten hier auch ihre Wohnungen.
Die Nacht verbrachte ich direkt am Fähranleger, da die Beladung der Fähre ab ca 05:00 startete. Die Inside Passage, die als eine der schönsten und berühmtesten Fährpassagen der Welt gilt, war leider leicht verregnet, trotzdem war es ein einzigartiges Erlebnis. Der Kurs verläuft an den unbesiedelten und teilweise wild zerklüfteten Fjorden der kanadischen Westküste, an massiven und beeindruckenden Berglandschaften und uralten Kaltregenwäldern vorbei. Es ist beeindruckend, wie das Schiff den Weg zwischen den ungefähr 1000 Inseln bewältigt. Immer wieder sehen wir in der Ferne Wale, Orcas oder Seeotter. Leider ergeben sich hier keine verwendungsfähigen Aufnahmen, da die Fähre ihren Kurs und Geschwindigkeit beibehält